Heckenbiotop: Sträucher und Bäume Teil 4/4

Übersichtsplan der Lebensraumtypen (© BMeissen Office for Design,Basel)


Teil 4 – Heckenbiotop : Sträucher und Einzelbäume

Wilder Kirschbaum im Naturschutzgebiet (© NVVB)

Wilder Kirschbaum im Naturschutzgebiet (© NVVB)

Die Hecken mit Sträuchern und die Bäume

Die Hecken mit einheimischen Sträuchern und den Einzelbäume im „Biotop Am Stausee“, bestehen teilweise seit über 40 Jahren und es hat sich darin und drum herum viel getan. Ein kleiner Blick zurück in die Geschichte, zeigt den Verlauf dieses wertvollen Lebensraums für eine Vielzahl einheimischer Tier- und Pflanzenarten.


Erste Schleuse 1975 (© Fritz Raschdorf)

Frühere Bedeutung und Nutzung

Auf der Kraftwerkparzelle 1550 ist einiges passiert. Die Geschichte der Hecken mit Sträuchern und Bäumen beginnt mit dem Bau der 2. Schleuse des Kraftwerks Birsfelden (1977). Der bis zum Bau jährlich auf dem Areal 1550 angebaute Mais verschwand. Der beim Bau angefallene Aushub wurde 6 Jahre lang auf dem ehemaligen Maisacker abgelagert. Es entstand für kurze Zeit ein kleines wildes Kinderparadies für die benachbarte Wohnüberbauung Sternenfeld. Nach der Fertigstellung der 2.Schleuse (Einweihung 1979), wurde die Parzelle 1550 wieder zu einem Acker umgepflügt und gleichzeitig im Auftrag des Kraftwerks nach einer Lösung für die weitere Nutzung gesucht. Der Wunsch des Kraftwerkes war, der Gemeinde Birsfelden die Hege und Pflege des Areals zu übertragen. Nach vielen Diskussionen und Abstimmungskämpfen gelang ein Kompromiss , der die heutige Einteilung der Kraftwerkparzelle in Familiengärten, Tennisplätzen und dem «Hecken-, Wiesen- Trocken-, Feucht-Biotop»,  dem sogenannte Sternenfeldbiotop zur Folge hatte.Da solcher Lebens- und Erholungsraum immens wichtig sind für die Wohnbevölkerung, wurden damals ganz bewusst in die Gestaltungspläne dieses Naturgartens einbezogen.


Teich und Kirschbaum, 1984 (© BucherAebersold, Birsfelden)

Teich und Kirschbaum, 1984 (© BucherAebersold, Birsfelden)


Zur Entstehung der Hecken mit Sträuchern und Bäumen seit 1983

Nachdem der Teich mit den Umgebungsarbeiten erledigt war, hat man angefangen verschiedene einheimische Sträucher, Bäume zu pflanzen. Dazu brauchte es wieder die fleissigen Hände vieler Freiwilligen und die Zusammenarbeit mit dem Quartierverein Birsfelden (Gründung, aus der „Aktion 1550“ für den Erhalt der gesamten Parzelle als Naturgrünraum  heraus) und dem Natur- und Vogelschutzverein Birsfelden (NVVB). Das Hauptaugenmerk auf einheimische Wildsträucher und Bäume ist entscheidend über den Tierreichtum, denn man für die Zukunft der Hecke erwarten möchte. Da nur einheimische Wildsträucher den Tieren ausreichend Nahrung bieten, hat man auf exotische Sträucher verzichtet!

Diese Heckensträucher wurden 1983 angepflanzt

  • Pfaffenhütchen (Evonymus europaeus)
  • Weissdorn (Crataegus monogyna)
  • Schwarzdorn (Prunus spinosa)
  • Rote Heckenkirsche (Lonicera xylosteum)
  • Liguster (Ligustrum vulgare)
  • Hartriegel (Cornus sanguinea)
  • Sanddorn (Hippophae rhamnoides)
  • Aschgraue Weide (Salix cinerea)
  • Föhre (Pinus sylvestris)
  • Wolliger Schneeball (Viburnum lantana)
  • Brombeere (Rubus spec)
  • Gemeiner Kreuzdorn (Rhamnus catherticus),
  • Faulbaum (Frangula alnus)
  • Hagebuche (Carpinus betulus)

Heutige Bedeutung

Eine Mönchsgrasmücke, Zilpzalp, Distelfink, ja sogar ein Zaunkönig schmettern ihre Liedchen aus dem Gebüsch. Ein Ringeltaubenpärchen gurrt auf einem Baum. Ein Igel sucht sich Unterschlupf. Eine Maus huscht vorbei. Es raschelt und knackt. Viele Sträucher stehen in voller Blütenpracht. An den Früchten der einheimischen Vogelbeere tun sich über verschiedene Vogelarten gütlich. Ebenso verhält es sich bei den Insekten. Am einheimischen Schwarzdorn leben bis zu 200 Insektenarten. So Extensiv genutzte Heckensäume sind echte Paradiese für eine Vielzahl von Wildkräutern. Hier finden zudem Bodenbrüter ungestörte Nistplätze. Käfer benutzen sie zum Überwintern. Bienen und Schmetterlinge profitieren vom reichen Blütenangebot, und Heuschrecken können sich darin auch dann noch ernähren, wenn die angrenzende artenreiche Blumenwiese (siehe Teil 2!) abgemäht ist.


Schul-Kinder arbeiten im "Biotop Am Stausee" (© NVVB)

Schul-Kinder arbeiten im „Biotop Am Stausee“ (© NVVB)

Charakteristische Pflanzen und Zoologische Bedeutung

Die Pflege der Hecke ist nicht nur notwendig, sie ist auch eine besondere Chance, der Artenvielfalt neue Impulse zu geben. Die fachgerechte Pflege einer Hecke trägt den unterschiedlichen Wachstumsgeschwindigkeiten der Sträucher Rechnung, versucht den Strukturreichtum zu steigern und verbessert dadurch die Lebensbedingungen der typischen Heckenbewohner. Die Sträucher und Bäume sind daher vom Natur- und Vogelschutzverein Birsfelden (NVVB) immer mal wieder zurückgeschnitten worden, oft auch mit der Mithilfe von Schulklassen der Gemeinde Birsfelden. Denen so die Naturvielfalt im unmittelbaren Siedlungsraum näher gebracht werden konnten. (Näheres hier: Birsfelder Schulklasse pflegte das Biotop!)


Hier können Sie nachlesen, welche Sträucher und Bäume bis heute bestimmt werden konnten:

Artenliste der Botanik im Biotop am Stausee [PDF, 3 MB]


Neu gepflanzter Speierlingbaum - Biotop Am Stausee, 21. April 2018 (© NVVB)

Neu gepflanzter Speierlingbaum – Biotop Am Stausee, 21. April 2018 (© NVVB)


Typische Tierarten, die man hier antreffen kann

  • Distelfink (Carduelis carduelis)
  • Dorngrasmücke* (Sylvia communis)
  • Fitis* (Phylloscopus trochilus)
  • Gartengrasmücke* (Sylvia borin)
  • Heckenbraunelle* (Prunella modularis)
  • Mönchsgrasmücke** (Sylvia atricapilla)
  • Neuntöter* (Lanius collurio)
  • Ringeltaube (Columba palumbus)
  • Zilpzalp** (Phylloscopus collybita)
  • Eichhörnchen (Sciurus)
  • Gemeine Sichelschrecke (Phaneroptera falcata)
  • Haselmaus (Muscardinus avellanarius)
  • Igel (Erinaceidae)
  • Mauereidechse (Podarcis muralis)

und einiges mehr…

*Zugvögel, während der Zugzeit rastend und futternd /
** Zugvögel, die hier brüten!

Neuntöter Männchen - Biotop Am Stausee, 23. Aug. 2019 (© Georges Preiswerk)

Neuntöter Männchen – Biotop Am Stausee, 23. Aug. 2019 (© Georges Preiswerk)


Je älter eine Hecke ist, desto wertvoller ist sie für die Tier- und Pflanzenwelt!

  • Den Vögeln im Herbst beim Beeren fressen zuschauen: Am schnellsten weg sind oft die Beeren des Schwarzen Holunders.
  • In welchem Strauch machen die Vögel am liebsten ein Nest? – Oft ist es ein Dornenstrauch.
  • Am meisten Natur beherbergen die  Dornensträucher (Schwarz- und Weissdorn, Heckenrose, Kreuzdorn).

Zukunft und Schutzbestrebungen

Das Ziel war und ist es, eine artenreiche Hecke mit einheimischen Sträuchern und Bäumen entstehen zu lassen. Je älter eine Hecke ist, desto wertvoller ist sie für die Tier- und Pflanzenwelt. Auch im Siedlungsraum sind Hecken von Bedeutung, da sie als Rückzugsmöglichkeit für Nützlinge dienen.

Hecken wichtige Zufluchtsorte für Vögel, die aus dem benachbarten und dichtbesiedelten Gebiet immer mehr verdrängt werden. Die Erhaltung und Neuschaffung ist deshalb nötiger denn je!

Seit 2013 werden die Hecken im „Biotop Am Stausee“ nach einem Heckenabschnitts-Pflegeplan zurückgeschnitten, damit die Hecken im Gebiet artenreich bleiben.


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    Kirschbaum (© J.Roth)

    Ökologische Funktionen und Pflege

    • Hecken sind Brutraum für Vögel. Im Sternenfeldbiotop brüteten folgende Vogelarten: Haussperling, Heckenbraunelle, Gartengrasmücke, Mönchsgrasmücke, Amsel u.a.
    • Hecken sind Rastplatz für durchziehende Vögel. So konnten im Sternenfeldbiotop zu gewissen Zeiten Distelfink, Mönchsgrasmücke, Fitis und Zilpzalp beobachtet werden.
    • Hecken sind nicht nur für Vögel ein wichtiger Brutplatz, auch Frösche, Molche nutzen die feuchten Stellen unter den Sträuchern.
    • Hecken bieten Schutz vor Feinden.
    • Hecken sind Nahrungsraum. Sie bieten Nüsse und Beeren für Säugetiere und Vögel, oder Holz und Blätter für Insekten.
    • Um ein möglichst reichhaltiges Nahrungsangebot zu gewährleisten, sollten die Hecken ausschliesslich einheimische, standortgerechte Wildsträucher verwendet werden.
    • So sind z.B. Kreuzdorn und Faulbaum Futterpflanzen für die Raupen des Zitronenfalters. Im Winter sind als Nahrungsgäste oft Distelfinken zu beobachten.
    • Ein Auslichtungs- oder Rückschnitt alle 1-3 Jahre kann nötig sein, um die Hecke nicht zu hoch werden zu lassen. Wichtig ist, dass die Wildsträucher nicht alle auf der gleichen Höhe abgeschnitten werden, sondern dass schnell wachsende Sträucher stärker und langsam wachsende weniger stark zurückgeschnitten werden! Zudem soll die Hecke im Herbst oder im frühen Frühling – vor der aktiven Zeit der Vögel und Amphibien – und in Etappen zurückgeschnitten werden.

    Zusatzinfo:

    Brennesseln – Lebensgrundlage von Schmetterlingen

    Der vielfältige Krautsaum zu den Hecken im Sternenfeldbiotop, bildet einen ungestörten Rück­zugsort zwischen Gehölzen und artenreichen Blumenwiese. An machen Stellen ist die Brennessel reich vertreten. Sie schützt mit ihren

    schmerz­haften Brennhaaren nicht nur sich selber, sondern auch Lebewesen, die darin zu leben wissen. Zum Beispiel legen vier Schmetterlingsarten ihre Eier auf der Brennessel ab: Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge, AdmiralundLandkärtchen. Sie sind zur Vermehrung auf Standorte wie diesen ange­wiesen! Deshalb sollte bei der Pflege darauf geachten werden mit dem Schnitt abzuwarten bis sich die Schmetterlingsraupen entwickelt haben und als farbenprächtige Schmetterlinge ausgeflo­gen sind!

    PDF-DokumentHecken sind ökologische und ökonomisch interessant

    PDF-Dokument Gemeinde Birsfelden nennt Biotop reizvoll!

    Weiden und Hecken im Sternenfeldbiotop Birsfelden (© J.Roth)

     

     

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