Teil 2 – Wiesenbiotop:
Die artenreiche Wildblumenwiese
Sie besteht nun seit über 40 Jahren und es hat sich darin viel getan. Ein kleiner Blick zurück in die Geschichte, zeigt den Verlauf und die Entwicklung dieses wertvollen Lebensraum für eine Vielzahl einheimischer Tier- und Pflanzenarten auf.
Frühere Bedeutung und Nutzung
Auf der Kraftwerkparzelle 1550 ist einiges passiert. Die Geschichte der artenreichen Blumenwiese – die einmal zu einer Magerwiese gedeihen soll -, beginnt mit dem Bau der 2. Schleuse des Kraftwerks Birsfelden (1977). Der bis zum Bau jährlich auf dem Areal 1550 angebaute Mais verschwand. Der beim Bau angefallene Aushub wurde 6 Jahre lang auf dem ehemaligen Maisacker abgelagert. Es entstand für kurze Zeit ein kleines wildes Kinderparadies für die benachbarte Wohnüberbauung Sternenfeld. Nach der Fertigstellung der 2.Schleuse (Einweihung 1979), wurde die Parzelle 1550 wieder zu einem Acker umgepflügt und gleichzeitig im Auftrag des Kraftwerks nach einer Lösung für die weitere Nutzung gesucht. Der Wunsch des Kraftwerkes war, der Gemeinde Birsfelden die Hege und Pflege des Areals zu übertragen. Nach vielen Diskussionen und Abstimmungskämpfen gelang ein Kompromiss , der die heutige Einteilung der Kraftwerkparzelle in Familiengärten, Tennisplätzen und dem «Hecken-, Wiesen- Trocken-, Feucht-Biotop», dem sogenannte Sternenfeldbiotop zur Folge hatte.Da solcher Lebens- und Erholungsraum immens wichtig sind für die Wohnbevölkerung, wurden damals ganz bewusst in die Gestaltungspläne dieses Naturgartens einbezogen.
Zur Entstehung der artenreichen Wildblumenwiesen seit 1983
Der Acker wurde umgepflügt und für die Einsaat einer Wiesenblumen-Samenmischung vorbereitet. Der Quartierverein Sternenfeld (Gründung, dank der „Aktion 1550“ für die Natur und den es ohne das damalige Engagement für das Biotop nicht geben würde!) und der Natur- und Vogelschutzverein Birsfelden (NVVB), säten gemeinsam den Wiesensamen aus und spannten sich vor die schwere Walze, um den Samen in die Erde zu drücken. Schüler und Erwachsene trugen die grossen Steine von der Ackerfläche. Die Natur konnte einziehen.
Im ersten Jahr überzogen das bisherige Ackerland hauptsächlich Ackerkräuter – dies als Folge der vorausgegangenen landwirtschaftlichen Nutzung als Maisacker.
Es stellten sich folgende Ackerkräuter-Arten (sie stammten aus dem Samenreservoir des Ackerbodens) und Pflanzengemeinschaften ein:
Ackerpflanzen
- Acker-Hellerkraut (Thlaspi arvense)
- Acker-Senf (Sinapis arvensis)
- Gemeine Quecke (Agropyron repens)
- Gemeiner Beifuss (Artemisia vulgaris)
- Hirtentäschelkraut (Capsella bursa-pastoris)
- Rauh-Fuchsschwanz (Amaranthus retroflexus)
- Spiesmelde (Atriplex hostea)
- Stumpfblättigen Ampfer (Rumes obtusifolius)
Eingesäte Pflanzen
- Inkarnatklee (Trifolium incarnatum)
- Rauhaarige Wicke (Vicia hirsuta)
- Rohrglanzgras (Thalapsis arundinacea)
- Scharfer Hahnenfuss (Ranunculus acris)
- Weisse Lichtnelke (Silene alba)
Wo aber blieben die eingesäten Wiesenblumen? Es fehlten die eingesäten Arten Margerite, Flockenblume, Wiesenknopf, Wilde Malve, Bocksbart, Wiesenglockenblume, Wilde Möhre, Witwenblume, Skabiose, um nur einige zu nennen. Sie hatten gegen die schnell wachsenden Ackerkräuter keine Chance, wurden unterdrückt.
Keine der oben Aufgezählten Ackerkräuter sind mehr in der heutigen Blumenwiese vorhanden, was sehr erfreulich ist!
Daher konnte sich nach und nach eine immer buntere Blumenvielfalt einstellen!
Heutige Bedeutung
Es ist daher auch nicht erstaunlich, dass solche Blumenwiesen ein wahres Paradies für Grillen, Heuschrecken, Käfer und Spinnen sind. Bienen summen, Schmetterlinge wie diverse Bläulinge, Aurorafalter, Kleiner Fuchs, Zitronenfalter, und Ochsenaugen besuchen Blütenpflanzen und schaukeln über die Blumenwiese. Einige Libellen, wie die Keilfleck-Mosaikjungfer, Falkenlibelle, Azurjungern uvm.schwirren durch die Luft.
Ein Naturparadies voller Leben und Artenvielfalt, ist nach rund 37 Jahren dank intensiver Pflege durch den Natur- und Vogelschutzverein Birsfelden (NVVB) entstanden. Anwohner und Naturfreunde von nah und fern haben Freude daran.
Ein wertvoller Lebensraum für Pflanzen und Tiere konnte so entstehen, auf nur wenigen Quadratmetern. Aufwand und bauliche Massnahmen haben sich in Grenzen gehalten bis Heute.
Die Schaffung einer blumenreichen Wiese zeigt deutlich, wie viel Zeit und Lenkung es braucht, bis eine Blumenwiese aus einem reinen Ackerland entsteht. Mitunter braucht es mehrere Jahrzehnte, um die Pflanzengemeinschaften in Richtung einer Magerwiese zu erreichen.
Charakteristische Pflanzen und Zoologische Bedeutung
Zurück zum heutigen Bestand an Wiesenpflanzen. Mit dem jährlichen Schneiden der Blumenwiese (ca. 1-2mal/Jahr, Ende Juni oder im Juli ist der beste Zeitpunkt!) und Entfernen des anfallenden Heus, zeigt die Blumenwiese nun ein vielseitigeres Erscheinungsbild. Die Ackerkräuter sind verschwunden, Wiesenblumen haben sich etabliert und werden im Sommer die Farben bestimmen.
Hier können Sie nachlesen, welche Blütenpflanzen und Ackerbegleitpflanzen man heute antrifft:
→Artenliste der Botanik im Biotop am Stausee [PDF, 3 MB]
Damit zukünftig eine Magerwiesen entstehen kann, braucht es viel Zeit, Geduld und Leute die was davon verstehen!
Je bunter diese Blumenwiese, umso mehr Insekten finden sich ein, umso grösser die Chance etwas für die Biodiversität – die Artenvielfalt – im unmittelbaren Siedlungsraum zu tun. Hier können Sie nachlesen, welche Vielfalt an Tagfaltern (Schmetterlinge) und der Libellen in den letzten Jahren auf der Blumenwiese entdeckt wurden:
→Artenliste der Libellen im Biotop am Stausee [PDF, 909 KB]
→Artenliste der Tagfalter (Schmetterlinge) im Biotop am Stausee [PDF, 639 KB]
Zukunft und Schutzbestrebungen
Das Ziel war es, eine artenreiche Wildblumenwiese entstehen zu lassen, die sich über die Jahre langsam von einem ehemaligen Maisacker, über eine artenreiche Fettwiese (heutiger Stand!) zu einer Magerwiese entwickeln kann.
Magerwiesen sind heute eine Rarität und müssen gefördert werden! Rund 90% der einstigen Magerwiesen wurden in den letzten 50 Jahren durch landwirtschaftliche Umnutzung in Fettwiesen umgewandelt oder sind durch Überbauung total verschwunden. Die Erhaltung und Neuschaffung ist deshalb nötiger und wichtiger denn je!
Eine Wildblumenwiese fördert also die Artenvielfalt -> Die Biodiversität im Siedlungsraum!
Jede Spende hilft! Vielen Dank!
Sind Sie Medienschaffende/r, dann melden Sie sich bitte bei unserem Medienverantwortlichen!
Gemeinde Birsfelden nennt Biotop reizvoll!
Vernetzungsprojekte – im Interesse von Natur
Ausgleichsflächen -Vorteile für die Natur
Politik ist entscheidender Faktor für die Biodiversität
________________________________________________________________________
Eine Zusammenarbeit von F. Schreier (Homepagesupport), J. Roth (Homepagebetreuung, Text u. Bildmaterial), F. Raschdorf (Mitbegründer; Textmithilfe u. Artenliste der Anfängen), fachlicher Unterstützung von Örni Akeret (Dr. Biologie Uni Basel; Präsident des NVVB), Die Makrobilder stammen von Th. Blum u. Diversen. Vogelbeobachtungen seit den Anfängen von Dr. med. Georges Preiswerk, (Mitglied der Schweizerischen Avifaunistischen Kommission (SAK) von 1999 bis 2009. Mitglied der ornithologischen Gesellschaft Basel (OGB), berichtet über das Reservat in den Langen Erlen). Stand Sept.2019.