Feuchtbiotop: Der Teich Teil 1/4

Übersichtsplan der Lebensraumtypen (© BMeissen Office for Design,Basel)


Teil 1 – Das Feuchtbiotop:
Der Teich

Teich - Biotop Am Stausee, 18. April 2020 (© NVVB)

Teich – Biotop Am Stausee, 18. April 2020 (© NVVB)

Der Teich besteht nun seit über 37 Jahren und es hat sich darin und drum herum viel getan. Viele Erholungssuchende kommen durchs ganze Jahr hindurch an den Teich, verweilen ein Weilchen od. Beobachten das Geschehen von den Holzbänken her.

Ein kleiner Blick zurück in die Geschichte, zeigt den Verlauf dieses wertvollen Lebensraumes für eine Vielzahl einheimischer Tier- und Pflanzenarten auf


Erste Schleuse 1975 (© Fritz Raschdorf)

Frühere Bedeutung und Nutzung

Auf der Kraftwerkparzelle 1550 ist einiges passiert.Die Geschichte des Teiches beginnt mit dem Bau der 2. Schleuse des Kraftwerks Birsfelden (1977). Der bis zum Bau jährlich auf dem Areal 1550 angebaute Mais verschwand. Der beim Bau angefallene Aushub wurde 6 Jahre lang auf dem ehemaligen Maisacker abgelagert. Es entstand für kurze Zeit ein kleines wildes Kinderparadies für die benachbarte Wohnüberbauung Sternenfeld. Nach der Fertigstellung der 2.Schleuse (Einweihung 1979), wurde die Parzelle 1550 wieder zu einem Acker umgepflügt und gleichzeitig im Auftrag des Kraftwerks nach einer Lösung für die weitere Nutzung gesucht. Der Wunsch des Kraftwerkes war, der Gemeinde Birsfelden die Hege und Pflege des Areals zu übertragen. Nach vielen Diskussionen und Abstimmungskämpfen gelang ein Kompromiss , der die heutige Einteilung der Kraftwerkparzelle in Familiengärten, Tennisplätzen und dem «Hecken-, Wiesen- Trocken-, Feucht-Biotop»,  dem sogenannte „Biotop Am Stausee“ zur Folge hatte. Da solcher Lebens- und Erholungsraum immens wichtig sind für die Wohnbevölkerung, wurden damals ganz bewusst in die Gestaltungspläne dieses Naturgartens einbezogen.

Erste Pflanzungen im Teich (© Fritz Raschdorf)

Erste Pflanzungen im Teich (© Fritz Raschdorf)

Zur Entstehung des Teiches seit 1983:

Im März 1983 begann eine Firma unter Baubegleitung von Herrn U. Rehmann (damaliger Bauingenieur der Gemeinde und heute bei uns Vereinsmitglied) mit dem Aushub des Teiches und der Erstellung eines Besucherwegs. Der Natur- und Vogelschutzverein (NVVB) und der Quartierverein Sternenfeld verlegte die Teichfolie, erledigte die Erdarbeiten am Teich, pflanzte viele Wasser-, Sumpf- und Uferpflanzen.

Zur Information:

Der Teich ist ohne Wasserzufluss, er wird vorwiegend durch Regen (Meteorwasser) gespeist. Bei niedrigem Wasserstand wird aus rein ästhetischen Gründen, ab und zu der Überlauf des benachbarten Froschbrunnens zugeleitet. Aus Naturschutzgründen wäre das nicht nötig, da sich die Natur selbst reguliert! Es ist noch heute erstaunlich, dass der Teichfast ohne Wassernachfüllung existieren kann.  Der Teich hat eine max. Tiefe von 1.80 m, einen Umfang von 600m2.


Charakteristische Pflanzen und Zoologische Bedeutung

Am Teich sind insbesondere Tiere daheim, die im Laufe ihrer Entwicklung einen
Wechsel vom Wasser zum Land vornehmen. Die Larven der Libellen beispielsweise
leben oft mehrere Jahre am Grund des Gewässers, bevor sie an Land kriechen und sich in prächtige Flugakrobaten verwandeln. Ähnlich verhält es sich bei den zahlreichen und national geschützte Amphibien. Besonders erwähnenswert sind die Amphibienarten, Wasserfrosch-Komplex (Pelophylax lessonae, esculentus & ridibunda), und Berg- und Fadenmolch (Mesotriton alpestris resp. Lissotriton helveticus), die sich im Gebiet regelmässig fortpflanzen, es wurden aber auch schon Erdkröten (Bufo bufo) und vereizelt Grasfrösche (Rana temporaria) gesichtet. Viele Wasserläufer und Rückenschwimmer sieht man an der Wasseroberfläche rüberglieten. Weiter kann man Schlammfliegen (Sialis lutaria), Köcherfliegen (Trichoptera), Zuckmücken (Chironomidae) und Stechmücken (Culicidae) ,die alle ihre Jugend im Wasser verbringen, entdecken.

Erdkröte - Biotop Am Stausee, 17.März 2019 (© Ricardo Oliveira)

Erdkröte – Biotop Am Stausee, 17.März 2019 (© Ricardo Oliveira)


Es fehlen hier Fische weil!

Der Fischbesatz erschwert und verunmöglicht zum Teil, dass sich Amphibien und sonstige Wasserkleintiere erfolgreich in diesem Teich fortpflanzen können. Darum haben Fische in einem Naturschutzgebiet mit diesem Teich, der für den Amphibienschutz angelegt worden ist, nichts verloren! Von sorglosen Aquarien- und Gartenteichbesitzern werden immer wieder aktiv Fische eingesetzt. Darum wird der Teich im „Biotop Am Stausee“ immer wieder auf Fischbesatz kontrolliert.  Wegen ausgesetzter Fische muss der Teich regelmässig trockengelegt werden, dies verursacht hohe Kosten und Fische werden dabei getötet. Bringen Sie als lieber Ihre Goldfische, Koi-Karpfen, Schmuckschildkröten an die Verkaufstelle zurück oder geben Sie sie im Tierheim beider Basel ab. Danke!


Folgende Pflanzenarten wurden 1983 am Teich, Ufer-  und Sumpffläche angepflanzt und gibt es teilweise heute noch dort:

Artenliste der Botanik im Biotop am Stausee [PDF, 3 MB]

Sibirische Schwertlilie - Biotop Am Stausee, 10. Mai 2020 (© Ricardo Olveira)

Sibirische Schwertlilie – Biotop Am Stausee, 10. Mai 2020 (© Ricardo Olveira)


Heutige Bedeutung

Auf der Teichoberfläche sonnen sich in den wärmeren Jahreszeiten, Frösche, Wasserläufer. Es ertönen Quackkonzerte junger Wasserfrösche oder das Piepsen der Teichhühner aus dem mit Schilf gesäumten Teich. Ab und zu finden sich auch Teichrohrsänger ein und verschiedenen Libellenarten patrouillieren über dem Gewässer. Weiter bietet der Teich Tiefwasser- und Sumpflanzen Lebensraum.

Eine Fülle von Kleinkrebsen, Insektenlarven, Wanzen, Käfern, Spinnen und Schnecken belebt den Pflanzengürtel und das freie Wasser. Verschiedene Amphibien, Vögel, Insekten und Säugetiere suchen dem Teich regelmässig auf.

Der Teich im „Biotop Am Stausee“ wurde ganz bewusst, als ein naturnaher Teich geplant und umgesetzt und wird bis heute so gepflegt.

Je Naturnaher ein Teich, desto grösser die Artenvielfalt – die Biodiversität!


Ohne Pflege wird die offene Wasserfläche immer kleiner

Natürliche Verlandungsprozesse führen dazu, dass die Ufer eines Teiches mit der Zeit zuwachsen. Die im Wasser liegenden Pflanzenreste und Falllaub düngen das Gewässer, was das Pflanzenwachstum zusätzlich beschleunigt. Es empfiehlt sich deshalb, gelegentlich einen Teil der Ufervegetation zu entfernen. Dabei soll aber immer ein Teil der Vegetation geschont werden, damit eine schnelle Wiederbesiedlung der offenen Flächen möglich ist.


Es konnten bis heute min. 130 Vogelarten im „Biotop Am Stausee“ gesehen werden

Artenliste Vogelbeobachtungen im „Biotop am Stausee“ Birsfelden [PDF, 3 MB]


Hier die Artenlisten der Amphibien, Libellen, Tagfalter

Artenliste der Amphibien und Reptilien im Biotop am Stausee [PDF, 701 KB]

Artenliste der Libellen im Biotop am Stausee [PDF, 909 KB]

Artenliste der Tagfalter (Schmetterlinge) im Biotop am Stausee [PDF, 639 KB]

Bergmolch am Teich (© Margot Aregger)


Zukunft und Schutzbestrebungen

Das Ziel war und ist es, einen artenreichen Teich mit genügend Sumpfgebiet entstehenzulassen. Teiche sind letzte Rückzugsgebiete für viele seltene, geschützte Moor-, Sumpf-, und Wasserpflanzen und Tiere (Amphibien, Reptilien, Vögel, wirbellose Kleintiere,). Dieses Kleingewässer ist ein landschaftliches Kleinod.

Der Teich im „Biotop Am Stausee“ ist ein beliebter Erholungsort, daher sollte man ihn unbedingt erhalten. Doch die Gefährdung ist klar, Feuchtgebiete, auch künstlich angelegte, werden immer noch als besser nutzbare „Grundstücke“ zugeschüttet.

In der Schweiz wurden in den letzten 100 Jahren über 90 % der Feuchtgebiete vernichtet! Die Erhaltung und Neuschafftung von Teiche, Weiher etc. ist deshalb nötiger denn je!

Der artenreiche Lebensraum „Biotop am Stausee“ gilt es daher zu erhalten!


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    Zusatzinfo

    Amphibien

    Im Baselbiet gibt es derzeit zehn Amphibienarten. Besonders wertvolle Amphibienstandorte stellen bei uns Kies- und Lehmgruben dar, während Weiher und Teiche zumeist von häufigeren Arten bewohnt sind. Obwohl am Teich im Sternenfeldbiotop die selteneren Arten fehlen, kommen mehrere in grosser Anzahl vor (Wasserfrösche und Bergmolche).

    Die meiste Zeit des Jahres leben Amphibien unauffällig im Wald, am Waldrand, auf Wiesen, Felder oder in Gärten. Sie ernähren sich von Insekten, Spinnen und Würmern. Für die Fortpflanzung sind sie auf sonnige Weiher oder Tümpel angewiesen. Die Amphibien überwintern versteckt in Erdlöchern, Stein- und Asthaufen oder im Bodensediment von Teiche, Weihern, usw.

    • Im Frühling können Sie hier Erdkröten, Berg-u. Fadenmolche beim Laichgeschäft beobachten. Mit etwas Glück entdecken Sie vielleicht ein Grasfrosch. Wasserfrösche sind vor allem im Sommer zu hören. Die Männchen sind an den 2 grossen Schallblasen deutlich zu erkennen.
    • Fische fressen Amphibienlaich und verhindern damit deren Fortpflanzung. Sie dürfen deshalb auf keinen Fall im Teich ausgesetzt werden!
    • Alle Amphibien sind geschützt, laut Bundesgesetz über den Natur- und Heimatschutz (NHG)  ab Art. 18 und folgende!

    Aus der Sicht des Artenschutzes müssten die Amphibien  im Teich des Sternenfeldbiotops, eigentlich von zentraler und nationaler Bedeutung sein!


    Ausnahmsweise Vogelbeobachtungen am Teich

    Dunkellaubsänger (Phylloscopus fuscatus) © Felix Jachmann Der absolute Höhepunkt war der viertägige Besuch eines Dunkellaubsängers im Oktober 1992. Es ist dies die erste und bis jetzt einzige Beobachtung dieser ostasiatischen Art in der Schweiz! Aus der ganzen Schweiz kamen Ornithologen zum kleinen Biotop bei Birsfelden, um diesen seltenen Irrgast zu bewundern.

    PDF-Dokument Gemeinde Birsfelden nennt Biotop reizvoll!

    PDF-DokumentVernetzungsprojekte – im interesse von Natur

    PDF-DokumentAusgleichsflächen -Vorteile für die Natur


    Eine Zusammenarbeit von F. Schreier (Homepagesupport), J. Roth (Homepagebetreuung, Text u. Bildmaterial), F. Raschdorf (Mitbegründer „Biotop am Stausee“, Textmithilfe u. Artenliste der Anfängen), z.T mit fachlicher Unterstützung von Örni Akeret (Dr. Biologie Uni Basel; Präsident des NVVB), Die Makrobilder stammen von Th. Blum u. Diversen. Vogelbeobachtungen seit den Anfängen von Dr. med. Georges Preiswerk, (Mitglied der Schweizerischen Avifaunistischen Kommission (SAK) von 1999 bis 2009. Mitglied der ornithologischen Gesellschaft Basel (OGB), berichtet über das Reservat in den Langen Erlen). Stand Sept. 2019

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