INTERVIEW-SERIE 3/6: 35 JAHRE „BIOTOP AM STAUSEE“

Heiner erklärt den Blutweiderich - Biotop Am Stausee, August 2018 (© NVVB)


35-jähriges Bestehen des „Biotop Am Stausee“ – Mitglieder erzählen wie alles begann Und mehr…

Interview mit Heiner Lenzin
(NVVB-Gründungsmitglied und NVVB-Präsident von 1991 bis 2005)

Stell dich bitte in 2 Sätzen kurz vor
Ich bin ein nun bald einmal 60jähriger, der seiner Linie treu geblieben ist und für die Natur aber auch benachteiligte Menschen einsteht, weil sich diese meist nicht selber helfen können.

Wie ist deine Liebe zur Natur entstanden?
Ich war schon mit meinen Eltern viel zu Fuss unterwegs, aber „dr Ärmel inezooge“ hat es mir in einem Jugendlager von Pro Natura im „Wauwilermoos“ (LU).

Gibt es ein Thema im Naturschutz, dass dich besonders fasziniert?
Was soll mich daran faszinieren? Ich würde lieber nur die Natur geniessen. Ich bin der Überzeugung, dass Naturschutz unser ethischer Auftrag, aber auch für das langfristige Überleben der Menschheit notwendig ist.

Wie kam es dazu, dass du Gründungsmitglied des NVVBs bist?
Ich wurde als 13-Jähriger von den Ornithologen und Naturschützern des damaligen Vereins (OGBirsfelden: Heute OG-Gimpel) aufgenommen und bestens betreut, sodass ich nach einem leidigen Streit, bei den Leuten des Vereins, die sich vermehrt für die Anliegen des Naturschutzes stark machten, zusammengeblieben bin und somit auch Mitglied wurde des neu gegründeten NVVB.

Was hat dich dazu bewogen, dich für die Anliegen der Natur im Natur- und Vogelschutzverein Birsfelden zu engagieren?
Ich wurde schon als Jugendlicher, und ich war sicher kein einfacher Teenager, ernst genommen, bestens betreut und wunderbar unterstützt. Ich verdanke den „Urgesteinen“ des Vereins menschlich und fachlich enorm viel.

Du warst von 1991 bis 2005 NVVB-Präsident. Was war(en) dein(e) grössten Erfolg(e) als Präsident?
In meiner Zeit wurde das Naturschutzgebiet am Rande des Hardwaldes, die „Weiheranlage Hard“, geschaffen. Dieses wurde angelegt, damit die Amphibien bei ihrer Wanderung zum Laichgewässer (damals in der Staatsgrube) nicht auf der Hardstrasse überfahren werden. Diese drei Ersatzlaichgewässer gibt es in diesem Jahr auch schon 25 Jahre und sie funktionieren als Laichgewässer sehr gut.

NVVB Spechtkurs 1999

Spechtkurs 1999

Weiter wurde in meiner Zeit, die direkte Zusammenarbeit mit den Schulen intensiviert. Ich möchte aber betonen, dass unsere Naturschutzarbeit nur dank den vielen engagierten Vorstands- und Vereinsmitgliedern funktioniert hat. – So war es nie „nur“ mein Erfolg.

An welches Natur-Erlebnis im Zusammenhang mit dem „Biotop Am Stausee“ kannst du dich besonders erinnern?
Am Teich habe ich einmal an einem Herbsttag über eine Stunde Bartmeisen beobachten können, wie sie sich an den Samenständen der Rohrkolben gütlich getan haben.

Neuntöter Männchen - Biotop Am Stausee 2016 (© NVVB)

Neuntöter Männchen im „Biotop Am Stausee“ 2016 (© NVVB)

Wenn du ein Vogel wärst, welcher wäre es und warum?
Ein Neuntöter. Ich freue mich immer riesig, wenn ich diesen Vogel auf seinen Warten in dornigen Strauchstrukturen auf Magerwiesen und -weiden sehe.

Wenn du ein Säugetier wärst, welches wäre es und warum?
Ein Luchs, immer unterwegs, wenig gesehen.

Hast du eine Lieblingspflanze?
Das ist für einen Botaniker eine schwierige Frage. Aber nachdem ich mich mehrere Jahre mit dem hochalpinen Himmelsherold beschäftigte, habe ich zu dieser Pflanze schon eine besondere Beziehung.

Warum gibt es das heutige „Biotop Am Stausee“ überhaupt?
Weil Mitglieder des NVVB und Bewohner des Sternenfeldquartiers an einem Strick gezogen haben und zusammen als Gemeinschaft für die Sternenfeldbewohnern und die Natur etwas Nachhaltiges schaffen wollten.

Bist du zufrieden mit dem, was daraus geworden ist?
Ja, ich bin sehr zufrieden. Ich freue mich, dass es erstens ein wertvoller Lebensraum für viele einheimische Tiere und Pflanzen ist und zweitens, dass damit den Birsfelder Schulkindern die Natur und die Wichtigkeit deren Schutzes nähergebracht werden können.

Trockenbiotop - Biotop Am Stausee, Sept. 2018 (© NVVB)

Trockenbiotop, Sept. 2018

Hattest du noch andere solche Ideen für Birsfelden?
Ich gehe davon aus, dass das Leben in einer dichtbesiedelten Welt und den damit wachsenden Umweltproblemen nur zu schaffen ist, wenn Natur in allen Bereichen unseres Lebensraumes und unseres Lebens erhalten und gefördert wird. Insofern hatte und habe ich immer noch viele Ideen.

Zum Schluss möchte ich gerne wissen, was du dir für die Zukunft des „Biotop Am Stausee“ und für die Naturvielfalt der Gemeinde Birsfelden wünscht?
Der Erhalt des „Biotop Am Stausee“ muss oberste Priorität haben. Ansonsten muss gerade in der stark überbauten Gemeinde Birsfelden, in der schon viel Natur verloren gegangen, überall zwischen und an Gebäuden wieder Platz für Lebewesen geschaffen werden. Die Förderung der Biodiversität in den Siedlungen sind keine Träumereien von uns Naturschützer, sondern aus ökologischer Sicht auch für den Menschen eine Notwendigkeit und somit eine wichtige und grosse Verantwortung gegenüber den kommenden Generationen.

Möchtest du sonst noch was loswerden?
Ich freue mich über den aktuellen sehr aktiven Vereinsvorstand und möchte dieses Interview nutzen, diesem ganz herzlich für seine tolle Arbeit zu danken.

Schleuse mit Biotop 1985_Fotoarchiv Dokumentationsstelle Gemeinde Riehen, Fotograf unbekannt

Schleuse mit „Biotop Am Stausee“ noch ohne Bäume und Sträucher, 1985

Interview geführt durch Vorstandsmitglied: Judith Roth, im August 2018

Eine verkürzte Version wurde auch im Birsfelder Anzeiger vom 14. September 2018 veröffentlicht
→ Der Erhalt des „Biotops Am Stausee“ muss oberste Priorität haben


Serie 1-6
1: Fritz Raschdorf (1934 – 2019)
2: Guido Müller
3: Heiner Lenzin
4: Fritz Liechti
5: Fredi Niffeler, Toni Lenz und Kurt Krüger
6: Örni Akeret

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